„Come together“ – so hieß unser überkonfessioneller Gebetstag am 5. September in Paderborn. Ein Gebetstag, an dem rund 50 Personen im katholischen Einkehrhaus Immaculata zusammenkamen. Die allererste Veranstaltung nach dem langen Lockdown im Frühjahr – es war bezeichnend und völlig angemessen, dass es ein Gebetstag war. Ein Gebetstag an dem wir die Krise zum Thema machten, Veranstalter waren die GGE-Westfalen, die CE im Bistum Paderborn und das noch junge Gebetshaus Paderborn. Damit kamen Gläubige mit landeskirchlichem, katholischem und freikirchlichem Hintergrund zusammen. Diese Vielfalt ergab schone eine wohltuend bunte Mischung und alle Anwesenden waren verbunden in dem Wunsch (wieder) geistliche Gemeinschaft zu erleben, miteinander zu beten und Orientierung in den Fragen rund um die Coronakrise zu finden.

Pfr. Swen Schönheit, Referent der GGE Deutschland, war aus Berlin angereist und nahm uns mit in seine Überlegungen: „Krise als Chance – Zeit für Kurskorrekturen?“ Seine Kernthese lautet:

Die Krise ist ein Weckruf an die Welt, an Kirchen und Gemeinden, an jeden Einzelnen. Gott möchte unsere Aufmerksamkeit. Wir erleben eine Zeit der „Heimsuchung“, hinter der aber Gottes liebende Absichten stehen. Sein Gericht ist auch immer ein „zurechtbringen“. Gott „straft“ nicht im unmittelbaren und direkten Sinne, aber er lässt uns die Konsequenzen unseres Handelns spüren.

Wenn wir diese Zusammenhänge begreifen, ergeben sich folgende Fragen: Erkennen wir als Christen die Zeichen der Zeit? Was lernen wir aus der Krise? Welche Prioritäten verändern sich?

In einem zweiten Teil analysierte Swen Schönheit die Gründe für die Krise der Volkskirchen in Deutschland. Sie leiden an einer Struktur-, Relevanz-, und Identitätskrise. Diese sich schon lange abzeichnenden Krisen werden durch die Folgen der Corona-Pandemie noch beschleunigt.

Diese Analysen könnten frustrierend sein, wenn man nicht, wie es die Teilnehmer dann taten, in eine intensive Gebetszeit einstiegen, in der Fürbitten für unser Land und unserer Kirchen an Gott gerichtet wurden. Wegen der Corona-Abstands – und Hygieneregeln verzichteten wir im Plenum auf gemeinsamen Gesang, eine kleine Band spielte und sang von vorne. Nichts destotrotz wurden die Gebets -und Lobpreiszeiten geistlich sehr dicht. Auch eine Lernerfahrung: An der Lautstärke des Gesangs hängt nicht die Intensität der Anbetung.

Pfr. Swen Schönheit verbreitete aber auch Hoffnung. Jede Krise birgt die Chance zum Neuanfang, deshalb seine Fragen an uns:

Können wir „hinter die Krise“ blicken und Gottes gute Pläne erahnen, in denen wir als Christen und Gemeinden eine entscheidende Rolle spielen sollen? Wie wird sich unserer Gesellschaft verändern und welche Rolle, welches Gesicht muss dann Kirche haben?

Als wesentliche Faktoren für die Zukunft der Kirche benannte Schönheit:

  1. Hinwendung zu den Menschen – um des Evangeliums willen
  2. Endlich die Laien leiten lassen!

Was meint: weg von der „Versorgerkirche“ durch Profis, hin zu der Gemeinschaft mündiger Christen, die sich als Teil eines Neuanfangs begreifen.

  1. Kirche von „Haus zu Haus“ in Anlehnung an die Versammlung der ersten Christen in ihren eigenen Häusern.
  2. Rückkehr zu den Quellen des Heiligen Geistes

Nachmittags gab es noch Workshops, die mit ihrem vielfältigen Angebot den Tag abrundeten.

Einmal mehr wurde die Erfahrung des konfessionsübergreifenden Zusammenkommens als beglückend und bereichernd erlebt. Bleiben wir dran.

Silvia Jöhring-Langert